Anita

Anita (29) wurde bei ihrer zweiten Schwangerschaft mit Gestationsdiabetes diagnostiziert.

"Es hat sich angefühlt als würde man mir die letzte Unbeschwertheit und Normalität in der Corona-Zeit auch noch nehmen."

Meine erste Schwangerschaft war an Unbeschwertheit kaum zu überbieten. Ich habe jeden Tag genossen und voller Aufregung täglich im Schwangerschaftsbuch geblätter um zu erfahren wie sich das Baby genau an diesem Tag entwickelt. Nach den ersten Wochen der (harmlosen) Übelkeit habe ich es geliebt zu essen und meinen Körper und das Baby mit wertvollen Nahrungsmitteln wie Obst, Trockenfrüchten, Nüssen und Milchprodukten zu versorgen. Obwohl ich einiges zugenommen habe und ziemlich starke Wassereinlagerungen hatte, habe ich mich tatsächlich noch nie so schön gefühlt wie in dieser Zeit mit Babybauch!

Dass eine zweite Schwangerschaft mit Kleinkind etwas anderes ist, war mir natürlich bewusst. Dass während der Covid-19 Pandemie vieles wie Sport- und Geburtsvorbereitungskurse oder einfach mal nur einen (koffeeinfreien) Kaffee mit Freundinnen zu trinken und die Zeit beim Austausch zu vergessen nicht möglich ist auch. Aber richtig aus der Bahn geworfen hat mich dann der Anruf meiner Gynäkologin, dass mein Blutzuckerbelastungstest auffällig ist und ich dringend ins Krankenhaus zur Diabetes-Beratung soll.

Bei der diätologischen Beratung habe ich dann hauptsächlich erfahren, welche Lebensmittel sich negativ auf den Blutzucker auswirken können: Weißmehl und alle Arten von süßen Getränken (eh klar), Obst und Trockenfrüchte (Fruchtzucker!), Milch und Joghurt (Milchzucker!) - also vieles davon Lebensmitteln mit denen ich meinem Baby eigentlich etwas Gutes tun wollte und die ich voller Überzeugung und mit bestem Gewissen gegessen hatte. Es hat sich angefühlt, als würde man mir die letzte Unbeschwertheit und “Normalität” dieser besonderen und aufregenden Zeit auch noch wegnehmen.

Die ersten Wochen waren wirklich schlimm. Einerseits hatte ich ständig im Hinterkopf, dass ich meinem ungeborenen Liebling schade, wenn ich über meine Blutzucker-Zielwerte komme und andererseits hatte ich Angst, dass ich die Kleine nicht gut genug versorgen kann ganz ohne Obst und nur mit wenigen Kohlenhydraten. Und dann kam Weihnachten. Ich habe unzählige zucker- und weizenfreie Kekse gebacken und nicht mal die habe ich mich essen getraut. Überhaupt hatte ich richtiggehend (unbegründete!) Angst vor Kohlenhydraten jeglicher Art. Irgendwann kam dann der Punkt an dem ich mir gesagt habe, entweder ich nehme die Ernährungsumstellung jetzt selbst richtig in die Hand oder ich rutsche noch in eine Esstörung. 

Ich habe mich noch mehr eingelesen, viele neue Rezepte ausprobiert und vor allem viel kombiniert -  und siehe da ich konnte sogar problemlos (zuckerreduzierten) Kuchen, Obst und Eis (nur mit Fruchtzucker gesüßt) essen. 


Diese Gerichte hat Anita gerne gegessen: 


 

Nach etwa eineinhalb Monaten habe ich es wieder geschafft täglich zwei Obstportionen in den Speiseplan einzubauen ohne meine Zielwerte zu gefährden und gegen Ende der Schwangerschaft habe ich mir auch ab und zu mal wieder ein Stück dunkle Schokolade gegönnt.

Die wöchentlichen Kontrollen im Krankenhaus waren zwar auch immer mit viel Stress und Aufregung verbunden aber sie haben mir dennoch die Sicherheit gegeben, dass ich auf dem richtigen Weg bin. Ich hatte das Glück, dass mir Insulin erspart geblieben ist und ich es geschafft haben den Diabetes mit einer Ernährungsumstellung und etwas mehr Bewegung in den Griff zu bekommen. Eine vorzeitige Einleitung auf Grund vom Schwangerschaftsdiabetes stand bei mir nie im Raum – gekommen ist mein kleiner Schatz dann ET+2. 

Die Geburt verlief dann auch reibungslos, der Blutzuckertest bei meiner Kleinen war unauffällig und auch bei mir haben die ÄrztInnen gesagt, es reicht, wenn ich in drei Monaten die Blutwerte nochmals kontrollieren lasse. 

 
Ich möchte allen Frauen, die gerade erst die Diagnose bekommen haben Mut machen; mit etwas Abstand gesehen ist alles nicht so schlimm, probiert aus was für euch funktioniert! Fragt eure DiabetologInnen und ÄrztInnen, wie ihr experimentieren könnt. Zum Beispiel hilft es Eiweiss und Fette mit Kohlenhydraten zu kombinieren. So findet ihr Speisen, die euch satt machen.