Was ist Zuckerzeit Typ 4 – Interview mit Journalistin Marlene Borchardt
Was ist Zuckerzeit Typ 4?
Zuckerzeit Typ 4 ist Journalismus rund um das Thema Schwangerschaftsdiabetes. Hier findest du unaufgeregte Fakten und spannende Stories.
Aber gibt es die Infos nicht schon?
Ja, die gibt es. Und natürlich hat jede Schwangere im Idealfall eine tolle Gynäkologin, eine empathische Diabetesberaterin und auch eine großartige Hebamme gefunden. Und selbst mit diesen tollen Vorraussetzungen wird eine Betroffene nach der Diagnose erstmal googeln. Und sich so ihre Informationen zusammensuchen. Wir leben in einer Welt, in der man Informationen mit ein paar Klicks und natürlich Medienkompetenz finden kann. Im Netz gibt es die Deutsche Gesellschaft für Diabetes auf der es tolle Informationen gibt. Außerdem gibt es auch die ärztlichen Leitlinen und die Patienten-Leitlinien online. Außerdem gibt es tolle Bücher, zum Beispiel "Schwangerschaftsdiabetes im Griff. Gesund essen für mein Baby und mich." Und auch das Buch der Hebamme Kareen Dannhauer "Guter Hoffnung - Hebammenwissen für Mama und Baby) kann ich nur empfehlen, es hat ein tolles Kapitel zu Gestationsdiabetes und ist auch sonst ein fantastischer Begleiter durch die Schwangerschaft. Das sind die besten Informationen von echten ExpertInnen. Absolut empfehlenswert. Eigentlich sind wir mit Informationen also bestens versorgt.
Aber warum machst du das dann?
Weil es so etwas wie Zuckerzeit Typ 4 eben noch nicht gibt, oder ich es zumindest nicht gefunden habe. Hier gibt es journalistisch aufbereitete Informationen, die Mut machen sollen. Eine Schwangere mit GDM sagte zu mir "Man wird so pathologisiert", im Internet auf Blogs fand ich das Zitat einer anderen Schwangeren, die sagte "man wird durchleuchtet". Und das sind keine Einzelfälle, das zeigt auch eine Studie der Wissenschaftlerin Judith Parson. Frauen erzählten zum Beispiel, dass sie sich wie "Babymaschinen" gefühlt haben. Außerdem, dass sie sich plötzlich neben Schwangerschaft auch mit Krankheit beschäftigen mussten. Und auch mir fehlte als Schwangere ein Ort zum Wohlfühlen und Durchatmen. Ein Ort, der mich umfassend informiert. Und der auch noch schön aussieht. Von der Diagnose bis zur Diabetesprävention nach der Schwangerschaft. Denn hier gibt es definitiv noch Aufklärungsbedarf.
Inwiefern?
Es gibt laut WissenschaftlerInnen (Gesundheitsbericht Diabetes 2020, "Die soziale Dimension des Diabetes mellitus", p.164 ) nicht die Öffentlichkeit für diese Erkrankung. Ein Grund hierfür kann die Scham sein, die oftmals mit der Erkrankung verbunden ist. Die Diplom-Psychologin Susanne Baulig sagt im Interview außerdem, dass DiabetikerInnen ein großes Stigma trügen: “da sich der gesellschaftliche Blick fast immer auf die Ernährung und die Bewegung richtet”. Und auch bei einem Schwangerschaftsdiabetes können diese Mechanismen eine Rolle spielen (den ganzen Artikel gibt es hier).
Und besonders besorgniserregend und bemerkenswert fand ich, dass das Diabetes-Screening nach der Geburt nur 40% der Frauen wahrnehmen. Dabei bemerken Experten im Gesundheitsbericht Diabetes 2021 (p.154), dass dieses Screening und das Auffangen der Frauen die beste Diabetesprävention überhaupt sein kann.
Was ist dein Background?
Ich bin gelernte Redakteurin. Also keine Ärztin, keine Hebamme, keine Diabetologin und keine Diabetesberaterin. Die Texte hier sollen informieren und aufatmen lassen. Sie sind aber NIE als Ersatz für eure behandelnden Ärztinnen gedacht. Das wäre auch nicht seriös. Sie sollen ein informativer, netter Zusatz sein. Mal ein Rezept, mal eine Info, mal ein spannendes Interview.
Wer liest über die Texte?
Die Redigatur macht meine Freundin und Wissenschaftsjournalistin Nora Burgard-Arp. Auch Christoph Heinemann, Abendblatt-Redakteur hat Texte redigiert. Sowie auch Nais Baier, Videojournalistin und die Redakteurin Charlotte Klein. Außerdem lasse ich die Interviewten über große Teile der Texte lesen.
Machst du das ganz alleine?
Ja aber ich habe jede Menge Unterstützung. Abgesehen von den eben genannten, die bei der Redigatur helfen, habe ich mit den Redakteurinnen Hanna Zobel, Eva Horn, Anna Scholz und der systemischen Coachin Barbara Maas die Idee besprochen. Jessica Preuss hat mich mit Photoshop unterstützt, Daniela Jaschob ausführliche Kritik gegeben. Außerdem habe ich mir für die Logo- und Farbgestaltung professionelle Hilfe von Lina Göttsch geholt. Mein Partner Bijan Chokoufe Nejad hat mich bei der Webseite und Nervenzusammenbrüchen unterstützt. Danke an euch alle.